Bis vor etwa zehn Jahren galt; die Windows- und die Applewelt funktionieren nur bedingt miteinander, die Kompatibilität insbesondere bei Serverdiensten war eher schlecht. Darum war für viele Schulen klar – entweder Mac oder Windows.

Technische Entwicklung

Mittlerweile wurde diese Zweiteilung stark aufgebrochen. Der erste Grund war das iPad von Apple, eine günstige und praktische Alternative zu Desktop- oder Laptoprechnern. Die Geräte waren mobil, robust, einfach zu verwalten und stürzen praktisch nie ab.

Dier Integration in Windowsumgebungen funktioniert mittlerweile reibungslos.

Mittlerweile können auch sämtliche Endgeräte automatisiert und über Cloudlösungen verwaltet werden, inklusive Aufsetzen, Einspielen von Updates oder des Einrichtens von Profilen.
Treiber für diese Entwicklung sind einerseits die immer leistungsfähigeren Internetzugänge, andererseits eine Abkehr vom Imaging hin zu «inkrementellen» Updatelösungen.

Es gibt sowohl im privaten als auch im Geschäftsumfeld Lösungen wie Microsofts Azure/Intune/Autopilot oder Apples Classroom, die das Gerätemanagement über die Cloud lösen.
Sogar die bisherige «Knacknuss» Druckerverwaltung funktioniert heute problemlos über Onlinedienste.

Mittlerweile wird auch viel Software in die Cloud verlagert - Office-Werkzeuge ebenso wie Bild- oder Videobearbeitung. Die grossen Softwarehersteller haben vorgelegt, die Lehrmittelindustrie folgte mit einiger Verzögerung.
Ein noch stärkerer «Gamechanger» war, dass Softwarehersteller ihre Produkte plattformübergreifend programmierten. Adobe war klarer Vorreiter, für den Markt aber viel wichtiger war Microsoft. Nachdem sie mit ihrer Cloudlösung Office 365/Microsoft 365 in Schulen immer mehr durchsetzen, reduzierten sich die Unterschiede noch stärker. Neben den reinen Applikationen funktionieren Datenablagen, Kalender, Mail, Kommunikation und Kooperation plattformübergreifend. Viele anderen Anbieter gehen denselben Weg. 

Bedeutung für die Schule

Die Schule wird durch die IT-Infrastruktur in zwei Bereichen berührt, der Administration und der Anwendung.

Administration

Für das Management von Geräten, die Nutzerverwaltung, Druckerdienste oder Firewalls sind Profis zuständig, alles kann online überwacht und administriert werden.
Nutzerinnen und Nutzer sollen davon möglichst nichts spüren. Technisch gesehen gibt es heute nur noch selten Gründe für lokale Server – gerade in Schulen.

Anwendung

Für Anwenderinnen und Anwender haben sich die Programme stark vereinheitlicht, die Betriebssysteme sind näher zusammengerückt. Kinder und Jugendliche kommen leicht mit verschiedenen Plattformen zurecht, selbst wenn diese unterschiedlich aussehen.

Wissen oder wissen wo suchen?

In der pädagogischen Beurteilung gibt es zwei Sichten, ich nenne sie einmal die «konzeptionelle» und die «inhaltliche». Beim konzeptionellen Ansatz ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler Problemlösestrategien lernen. Die notwendigen Applikationen ergeben sich erst, oft sind verschiedene möglich. Welches Programm oder Werkzeug letztlich gewählt wird, ist zweitrangig.

Beim inhaltsbezogenen Ansatz wird darauf fokussiert, welche konkreten Anwenderkompetenzen geschult werden müssen – um dann die entsprechenden Probleme zu lösen.
Damit rücken Applikationen und Systeme wieder stärker  ins Zentrum.

Ein Beispiel; Windows wird gewählt, weil der grosse Teil der Berufswelt damit arbeitet, Apple, weil kreative Menschen dort besser aufgehoben sind…

Die beiden Ansätze schliessen sich gegenseitig nicht aus – beide haben ihre Berechtigung. Für den Lernerfolg ertragreicher ist, wenn die Ansätze kombiniert werden.
Die Fragestellungen müssten dann eher heissen, womit wir in der Berufswelt wirklich konfrontiert werden; wieviel Betriebssystemkenntnisse brauche ich? Welche Rolle spielt es, ob ich eine Präsentation auf einem Windows- oder einem Applerechner erstelle?

Hybrid ist das neue Zauberwort

Vollständig systemunabhängige Philosophien wie byod (bring your own device) haben sich bisher im Volksschulbereich nicht durchgesetzt. Für Schulen scheint die Umsetzung von sogenannten «one2one»-Lösungen einfacher zu sein. Das Gerät wird von der Schule beschafft und den Schülerinnen und Schülern für eine gewisse Zeit zur Verfügung gestellt. Damit setzen sich immer mehr hybride Systeme durch, also Windowsgeräte ebenso wie Applecomputer oder -tablets. In kleinem Mass werden auch Androidgeräte integriert, etwa bei Tablets. Hybride Umgebungen können heute technisch problemlos administriert werden. Die Standardisierung und Automatisierung sind weit fortgeschritten.

Auch eine «Hybridisierung» zwischen Cloud und Einbindung lokaler Dienste ist möglich und je nach Anspruch sinnvoll.
Manche Schulen vertrauen ihre schützenswerten Daten lieber einer lokalen Ablage an, beispielsweise einem NAS, oder sie nutzen einen Mac Mini als Cachingserver für die iPads.
Rein technisch gesehen sind diese Lösungen allerdings eher unsicherer als eine saubere Auslagerung in eine professionel betriebene Cloud - ein NAS in einer Schule wird mit Garantie leichter gehackt als eine Standard Cloudlösung eines grossen Anbieters. 

Fazit

Eines ist klar – es gibt nicht «die Lösung» für Schulen. Je nach Grösse und Struktur sind zum Beispiel die Ansprüche an das Endgeräte-Management oder die Datenablagen unterschiedlich.

Folgende Punkte können aber festgehalten werden:

  • Rein technisch gesehen spricht nichts gegen eine heterogene, hybride Umgebung.
  • Unabhängig von der Lösung, ein professioneller Support sollte durch einen externen Dienstleister gewährleistet werden. Ausnahmen mögen sehr grosse Schulen mit eigener Supportabteilung sein.
  • iScouts oder PICTS sind in der pädagogischen Unterstützung wertvoller, Nutzerinnen und Nutzer können den first level Support durchaus selbständig bewältigen – wenn man es einfordert und ihnen zutraut.
  • Auch die Nutzung der Cloud ist keine Hexerei, vorausgesetzt, ein sauberes Rechtemanagement und eine durchdachte Struktur der Dateiablagen werden seriös erarbeitet, überwacht und nach Bedarf aktualisiert.
  • Schulen tun gut daran, wenn sie ihre Bedürfnisse klar definieren und von Zeit zu Zeit wieder überprüfen. Nur klare Bedürfnisse helfen bei der Umsetzung einer adäquaten IT-Infrastruktur.
    Es ist hilfreich, wenn dabei der Ansatz «Funktionalität» genutzt wird, den wir in der Submission kennen. Die Frage nach Hersteller, Prozessor oder Bildschirmgrösse sind zweitrangig, es gibt ein breites Angebot an Hard- und Software, welche für Schulen sinnvoll sind.
  • Externe Beratungen helfen, den Dschungel der IT-Lösungen etwas zu lichten. Das kann der eigene Dienstleister sein oder ein neutraler Berater. Neutrale Berater haben den Vorteil, dass sie eher die Breite des Marktes abbilden, ohne sich auf bestimmte Geräte zu fokussieren. Zudem sind Zweitmeinungen zu erarbeiteten Konzepten oft hilfreich und können wertvolle ergänzende Hinweise liefern.

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